15. Februar 2002
Wenn jemand Make-up in Bezug auf einen Science Fiction oder Fantasy Film erwähnt, vermuten die Leute im Allgemeinen die Schöpfung von Ungeheuern, Dämonen und Außerirdischen. Aber auch die Präsentation des menschlichen Gesichts für die Kameralinsen verlangt nach Hingabe und Geschick.
Lesley Vanderwalt war der Make-up Supervisor bei Angriff der Klonkrieger und zeichnete sich für das Make-up aller Hauptfiguren verantwortlich. Viel von ihrer Zeit war der Hingabe an die Präsentation von Padmé Amidalas natürlicher Schönheit für die Leinwand gewidmet. Bevor die Kameras rollten, mussten Vanderwalt und Regisseur George Lucas eine übereinkunft in Bezug auf Padmés Aussehen erreichen.
"Wir stellten eine Collage verschiedener Bilder zusammen. Einige nahm ich aus Magazinen, andere waren ihre verschiedenen Modeaufnahmen. Diese Collage schickten wir an George.", erinnert sich Vanderwalt. "Es gab Photos, auf denen sie sehr natürlich erschien, es gab welche, auf denen sie vollere Lippen hatte, einige zeigten sie mit einem strahlenderen Make-up, die sie weltraumartiger erscheinen ließen. Drei große Ordner schickten wir hinüber und baten dann darum, dass er sie durchsah und diejenigen, die er mochte aussuchte. Von da an, arbeiteten wir die Farben aus, die ihr standen."
Nachdem sie 10 Jahre älter geworden ist, und sich von einem Teenager in eine junge Frau verwandelt hat, zeigt Padmés Aussehen noch immer eine natürliche, unberührte Schönheit, die mit Akzenten betont wird, um eine erwachsenere Sensibilität anzunehmen. Darüber hinaus musste Padmés Aussehen - aufgrund der Anzahl von Kostümwechseln, der sie sich unterzieht - mit der Farbe ihrer Garderobe harmonieren. "Wir legten fest, welche Lippenfarbe am besten mit ihren verschiedenen Kleidern funktionieren würde. Es gab drei verschiedene Lippenstifte, die ich bei ihr benutzte. Es gab keine riesigen Unterschiede zwischen ihnen; wir behielten die Auswahl bei und alternierten sie nur wenig - manchmal mehr Make-up für die Augen, manchmal mehr für die Lippen, einige verschiedene Arten Rouge, je nachdem welche Kleidung sie trug und was besser mit ihrem Kostüm in Einklang zu bringen war.", erklärt Vanderwalt.
"Der Heldenstil, P-11, ist derjenige, den sie im Film am häufigsten trägt. Ich habe ihn sehr natürlich gehalten, weil sie ihn trägt, wenn sie sich auf eine Reise begibt und in Actionszenen einbezogen ist. Wir wollten nicht, dass sie dabei so sehr nach einem Girlie aussieht." Bei allen Hauptfiguren verwendete Vanderwalt Make-up, um ihre Hauttöne wärmer zu gestalten, und ihnen einen sonnengebräunteren Ton, als ihre natürliche Hautfarbe zu verleihen. Nicht, weil das Drehbuch danach verlangte; es ist eine Notwendigkeit, die sich aus einem viele Wochen umfassenden Drehplan ergibt.
"Wir haben Sonnenbräune Make-up bei Anakin eingesetzt, weil wir glaubten, dass Hayden Christensen, einmal in Sydney eingetroffen, vermutlich hinausgehen würde, und sich in der Sonne oder am Strand aufhalten würde. Also machten wir ihn sehr braun. Natalie haben wir ebenfalls etwas gebräunt. Der Grund dafür war, sollte sie sich während der Dreharbeiten auf natürliche Art bräunen, und wir müssten sie dann heller schminken, hätte dies einen leicht gräulichen Hautton erzeugt, der sie ziemlich unattraktiv hätte aussehen lassen. Wir grundierten die Schauspieler mit Schichten falscher Bräune, damit es, sollten sie schwitzen, keine weißen Streifen in ihrem Make-up geben würde."
Die meisten menschlichen Hauptfiguren erforderten ein natürliches Aussehen. "Bei Ewan McGregor versuchten wir, ihn ein wenig älter erscheinen zu lassen, ohne dabei auf Alters-Make-up zurückgreifen zu müssen, indem wir einfach einige zusätzliche Schatten in seinem Gesicht anbrachten. George wollte, dass Graf Dooku dem Stil nach eine Art manikürter, gepflegter Gentleman sein sollte, wie er es nannte. Am Ende genügte ein stark gestutzter Bart, und Christopher Lees Make-up war minimal. Ich glättete einfach seinen Hautton ein bisschen, und das war es auch schon. Es war mehr eine Aufgabe für (Hair Stylistin) Sue Love, die ihn täglich rasierte."
Bei einigen humanoiden Statistenrollen, musste sich Vanderwalt einen künstlerischeren Touch aneignen. Figuren wie Luminara Unduli, Barriss Offee und Sly Moore lagen innerhalb ihres Veranwortungsbereichs, da sie keinerlei komplizierten prothetischen Latexapparaturen benötigten, sondern völlig mit Hilfe von Make-up zum Leben erweckt wurden.
Palpatines geisterhafte Assistentin Sly Moore war eine der liebsten Make-up Arbeiten von Vanderwalt. "Die Zeichnungen der Figur, die man uns zeigte, präsentierten sie mit einem kahlen Kopf, also baten wir die Leute, die sich um das Casting der Statisten kümmerten, jemanden zu finden, der groß war und nach einem stattlichen, auffälligen Charakter aussah.
Glücklicherweise hatten wir gerade die Arbeit an Moulin Rouge beendet, und dabei mit einer Statistin, Sandi Finlay, gearbeitet, die genau so aussah. Also schlugen wir sie vor, und nach einigen Erkundigungen fand man sie. Sie arbeitet dort als DJ."
Finlays äußeres funktionierte perfekt mit dem Sly Moore Design. Die ursprünglichen Entwurfsillustrationen zeigten eine sehr starre Figur, mit in der Dunkelheit verborgenen Augen. "Das Dunkle sah vampirhaft aus, und sehr schaurig.", sagt Vanderwalt. Die Hälfte von Finlays Gesicht schminkte sie als getreuliche Interpretation der kontrastreichen Illustration. Die andere Hälfte war sanfter. "Wir schufen einen sanfteren Ansatz, in den ich viel Blau einbrachte, und den ich dann schattierte, was ihm eine weiche, pastellfarbige Aura verlieh. Wir zeigten es George, und ihm kam glücklicherweise der gleiche Gedanke wie uns, also blieben wir bei der helleren, anstatt der dunkleren Variante."
Die Nachclub-Sequenz stellte eine riesige Aufgabe für Vanderwalt dar, und die Anzahl ihrer Teamkollegen verdoppelte sich von vier auf acht. "Am Anfang glaubten wir, es würde recht still vonstatten gehen, aber dann sagte George, wir sollten ehrgeiziger sein und weitergehen. Wir hatten einige nette Ganzkörper-Make-ups und einige Regenbogen-Körper-Make-ups, und Dinge dieser Art. Es hat Spaß gemacht. Wir hatten allerdings nicht viel Zeit, weil wir alle in dreieinhalb Stunden fertig bekommen mussten, aber ich glaube, wir alle haben ein tolles Aussehen hinbekommen, sowohl in Bezug auf ihr Haar und ihre Kleidung, als auch bezüglich ihres Make-ups."
Sobald das Make-up erst einmal aufgetragen wurde, sieht Vanderwalt beim Drehen zu, um zu sehen, ob es abgetupft werden muss. "Gewöhnlich kann man schon aus großer Entfernung sehen, ob jemand okay ist. Wenn sie draußen in der Hitze sind und schwitzen, warten wir, bis die Kamera bereit ist, loszufahren, und überprüfen dann, ob das Make-up richtig sitzt."
Der Einsatz von HD Kameras war für Vanderwalt und ihr Team eine neue Erfahrung, obwohl sie sich leicht daran anpassten. "Wir führten am Anfang Make-up-Proben durch. Ich glaube, wir waren alle ziemlich erschrocken, was wir wohl sehen würden, weil es so ein klares Bild ist. Ich denke trotzdem, dass wir immer sehr umsichtig waren, und das versucht man zu bleiben, auf welchem Medium auch immer gedreht wird."Vanderwalts geübtes Auge musste sich mit der untrüglichen Detailliertheit des digitalen Bildes messen, das jeden kleinen Schönheitsfehler und jede Unvollkommenheit auffangen würde. "Natalie hatte sich beim Kostümwechsel am Kopf eine Schramme zugezogen, die eine für mein Auge sichtbare Einkerbung nach sich zog. Aber auf den Monitoren konnten wir sie wirklich nicht sehen. Ich diskutierte mit dem Kameramann David Tattersall, was passieren würde, wenn der Film erst einmal auf der großen Leinwand sein würde - würde man es sehen können? Ich war immer noch besorgt, weil ich die Schramme sehen konnte, aber alle anderen versicherten mir, dass es in Ordnung war."
In wenigstens einem Fall aber, arbeitete eine sichtbare Narbe für das Make-up Team. "Temuera Morrision (Jango Fett) konnten wir nicht zu sehr verändern, weil er zur gleichen Zeit in einer anderen Show auftrat. Am Anfang des Drehens, lief er am Set der anderen Produktion in eine Tür. Das andere Make-up Team rief mich an und sagte, 'oh, es ist schrecklich. Er hat ein blaues Auge und einen Schnitt über seinem Auge!' Wir dachten uns, toll, das nehmen wir. Als es von selbst heilte, brachten wir es einfach wieder an."